3. Oktober 2021
Das Schwämmli. Etwas weniger als 1200 Meter über Meer. Geschützt vom Älplispitz. Für einige nur eine Hütte auf dem Weg zur grossen Kreuzegg. Für Skiclüblerinnen und Skiclübler, Bütschwiler, Dietfurterinnen, Mosliger, Flawiler, Freunde und Freundinnen der Geselligen, ist das Schwämmli Wanderziel, Wirtschaft, Partyhütte, Clubhaus, Verweilort. In der rausten Zeit im Jahr bewirtet Jung und Alt die Alp. Von Samstagmorgen bis Sonntagabend gibt‘s Gerstesuppe, Schüblig, Härdöpfelsalot, Ghaket‘s und Hörnli, Forelle oder Schwartemage – kommt ganz drauf an wer wirtet. Oft schmeckt es ausgezeichnet, selten ist’s zu heiss, viel häufiger zu kalt und auch schon landete ein Teller hinter den Brettern neben dem Scheiterhaufen.
Wer Glück hat, bekommt eine kalte Flasche Bier. Häufig ist es die erste eines frischen Harasses aus dem dunkeln Keller. Je länger die Kiste oben steht, desto wärmer wird es. Manche weichen dann auf Zwetschge Luz oder Schwämmli Kafi aus. Liebevoll erhitzt auf dem alten Holzofen. Der Ofen ist das Herz der Hütte. Die einzige Wärmequelle in eisigen Nächten. Und wenn seine Leistung doch nicht reicht, rutscht man auf den engen Bänken halt noch näher zusammen.
Am Schönsten aber ist‘s wohl bei Sonnenschein und klarer Sicht bis ins Fürstenland. So wie am 3. Oktober 2021. Der Skiclub feierte das 50-jährige Jubiläum der Clubhütte. In verschiedenen Gruppen sind die Gäste und Wanderer zum Schwämmli gepilgert. Die einen nahmen es gemütlich, wanderten von Krinau oder vom Hohl hoch. Die anderen gingen den ganzen Weg von Bütschwil aus. Und einen Fahrdienst vom Rumpf aus gabs auch noch.
Um halb Zwölf begrüsste Schwämmli-Chef Peter Lang die Gäste des Skiclubs, der Alpgenossenschaft und die Gründungsmitglieder der Clubhütte. Peter hatte Neuigkeiten zu verkünden! Zum 50-Jährigen kriegt das Schwämmli ein digitales Upgrade: Neu können Gäste – wenn es das Mobilfunknetz zulässt – mit Twint bezahlen. Der entsprechende QR-Code finden die Wirtinnen und Wirte jeweils im Portemonnaie. Der andere QR-Code – jener des Covid-Zertifikats – ist bis auf weiteres von allen Gästen vorzuweisen, die sich im Inneren des Schwämmlis aufhalten. Auf der Terasse an der frischen Luft, braucht es weiterhin kein Zertifikat.
«Das Schwämmli soll noch viele Jahre ein Begegnungsort für jung und alt bleiben, die die Einfachheit hier oben schätzen», schloss Peter Lang seine kurze Ansprache ab. Danach übernahm Paul Stillhart das Wort. Er ist Ehrenpräsident des Skiclub Bütschwil und Gründungsmitglied der Schämmli-Clubhütte. Paul erinnerte sich ans Jahr 1971. Damals, vor 50 Jahren, hatte der SCB eine Clubhütte gesucht. Das lag im Trend.
Städtische Skiclubs hatten sich Hütten im Toggenburg unter den Nagel gerissen. Die Stadtvereine hatten Geld. Anders als der SCB. Die grossen Hütten im oberen Toggenburg waren teuer. Das Schwämmli war da vergleichweise günstig. Jährlich 150 Franken musste man der Alpgenossenschaft Schwämmli zahlen und Frohndienst leisten. Das Holzen im Frühling und Herbst ist das letzte Überbleibsel dieses «Ur-Vertrags» aus 1971. Einer der diesen Vertrag damals mitunterzeichnete war Paul Stillhart.
In den 70er haben oft dieselben Personen gewirtet. Allerdings längst nicht so professionell wie heute und vorwiegend bei schönem Wetter. Highlight seien jeweils die Silvester-Abende gewesen, erzählte der Ehrenpräsident. An einen Neujahrsabend im Schwämmli erinnert sich Paul Stillhart noch ganz genau. Er hat seine heutige Frau Trudi Wohlgensinger im Schwämmli das erste mal geküsst. Die Geschichte über den Beginn ihrer Liebe war das Highlight des Jubiläums-Sonntags. Als Krönung hisste Paul die alte Bütschwiler-Fahne, die er dem Schwämmli zur Feier des 50-jährigen Bestehens im Namen von Trudi Seiler geschenkt hat.
SCB-Präsidentin Ronja übernahm schliesslich den Schluss der offiziellen Ansprache. Sie bedankte sich unter Anderem bei den Leiterinnen des Blauring Bütschwil für den grossartigen Service an der Jubiläumsfeier. Sie bedienten und bekochten die Gäste mit Chäshörnli und Bratwürsten. Und im Hintergrund sorgte das OK bestehend aus Fisch, Meinrad und Peter für einen reibungslosen Ablauf.
Der ganze Nachmittag über wurde getrunken, gespiesen, gespielt und gelacht. Die Live-Musik fiel leider kurzfristig aus. Das konnte der Stimmung jedoch keinen Abbruch tun. Viel zu lange hatte man sich wegen der Pandemie nicht mehr gesehen, zu erzählen gabs genug.
Als die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden war, wurde in der herbstlichen Abendstimmung noch das Tanzbein geschwungen. Auch da hat der Blauring ordentlich eingeheizt. Irgendwann wurde es trotz dem Tanz zu kalt und auch die letzten Gäste machten sich auf den Heimweg. Der ist den meisten ja auch im Dunkeln bestens bekannt.
Fabio Giger